SAP-Schnittstelle schafft Verbindung zwischen Unternehmens- und ProzessleitebeneWahrheitsabgleich für zuverlässige Produktion
Was ist Wahrheit? Diese Frage beschäftigt seit jeher die Philosophie und Logik und wird je nach Theorie anders beantwortet. Für solch philosophische Diskussionen sollte in der Automatisierungstechnik kein Platz sein. Denkt man. Bei genauem Hinschauen stellt man jedoch fest, dass je nach Unternehmensbereich und genutztem System schon in Bezug auf die Frage, welche Komponenten nun wirklich in einer Anlage verbaut sind, unterschiedliche Informationen vorliegen. Die „Wahrheit“ ist dann für Mitarbeiter auf administrativer Ebene eine andere als für Mitarbeiter der operativen Ebene. Für die Instandhaltung kann das fatale Folgen haben und eine zuverlässige Produktion behindern.
Die Softwarelösung Versiondog ist in vielen Automatisierungsunternehmen heute nicht mehr wegzudenken. Sie unterstützt Anwender der Automatisierungsbranche dabei, automatische Backups zu erstellen und bietet eine Versionsverwaltung, um Softwarestände von Steuerungsprogrammen sauber zu dokumentieren. Wie so oft beflügelt der Einsatz der Software aber bei Anwendern die Phantasie, was damit noch alles lösbar sein könnte oder welche weiteren Features hilfreich wären. Im engen Kontakt mit seinen Anwendern entwickelt die Landauer Auvesy GmbH (siehe Firmenkasten) daher seine Datenmanagementlösungen permanent weiter (siehe Technikkasten: Agile Softwareentwicklung). Dabei schilderten mehrere Unternehmen die Problematik, dass im ERP-System nicht nachvollziehbar sei, welche Komponenten real in der Anlage verbaut seien und dadurch das Instandhaltungsmanagement ausgebremst würde.
Zwei Welten verbinden
Üblicherweise haben Instandhalter und andere Mitarbeiter, die auf operativer Ebene einer Anlage arbeiten, keinen Zugriff auf das kaufmännische SAP-System. Sie arbeiten mit ihren eigenen Systemen, die sie dabei unterstützen, den zuverlässigen Betrieb einer Anlage zu gewähren. Gibt es zwischen beiden Systemen keinen Abgleich, besteht jedoch die Gefahr, dass die hinterlegten Informationen immer weiter divergieren. Im Rahmen von Instandhaltungsmaßnahmen werden in der Anlage Komponenten getauscht bzw. Firmware oder Updates aufgespielt. Informationen dazu legt der Instandhalter in seinem System auf operativer Ebene ab, ohne dass die administrative Ebene davon erfährt. Wenn aber der Ersatzteilebestand im ERP-System verwaltet wird, kann die „Informationskluft“ zum Problem werden.
Mit SAP Connect schafft Auvesy nun eine Brücke zwischen beiden Welten (Bild 1). Die Lösung ist bereits ab Versiondog 7.5 nutzbar, der Anwender benötigt dazu auf operativer Ebene das SAP Connect-Modul. Auf administrativer Ebene muss dann die entsprechende Schnittstelle eingerichtet werden, die von Versiondog angesprochen werden kann. Bei der Installation unterstützt der SAP-Experte und Auvesy-Partner Itaricon. Nach der Grundanbindung beider Systeme aneinander wird ein Mapping nötig. Die verbauten Komponenten müssen mit dem im SAP-System hinterlegten Equipment verknüpft werden. Ist die Datenstruktur in beiden Anwendung gut gepflegt, lässt sich ein solches Mapping mit verhältnismäßig wenig Aufwand realisieren. Im Mapping kann auch festgelegt werden, in welcher Tiefe Informationen zwischen beiden Systemen ausgetauscht werden sollen. Danach lassen sich Informationen aus dem SAP-System in Versiondog anzeigen oder umgekehrt. Braucht ein Mitarbeiter auf operativer Ebene weiterführende Informationen zu einer bestimmten Komponente, springt er über einen Link direkt ins SAP-System und kann diese dort einsehen.
Überblick gewinnen
Sind beide Datenstämme miteinander verknüpft, bringt das zahlreiche Vorteile: Wartungsaufträge lassen sich nun in SAP digital auslösen und Informationen dazu ohne Papier sowie fehleranfälliges und zeitaufwändiges Abtippen an Versiondog übertragen (Bild 2). Der Status des jeweiligen Wartungsauftrags ist zudem in Echtzeit einsehbar. Außerdem können Daten automatisiert abgeglichen und ausgewertet werden: Welche Komponenten sind verbaut, aber nicht auf Lager? Wo gibt es Lagerbestände, die nicht benötigt werden, weil sie gar nicht mehr in der Anlage eingesetzt sind? Welche Software- bzw. Firmwarestände sind auf den auf Lager liegenden Komponenten oder dem verwendeten Equipment aufgespielt? Antworten auf diese und andere Fragen helfen dabei, dass im Falle einer notwendigen Reparatur oder eines Austauschs auch wirklich alle benötigen Komponenten vorhanden sind (Bild 3). Gleichzeitig lässt sich vermeiden, dass Ersatzteile auf Lager liegen, die keiner benötigt. Im Falle von Rückrufaktionen ist eine solche Übersicht ebenfalls sehr hilfreich. Ein weiterer Vorteil: Der Instandhalter kann direkt aus dem ihm bekannten System Bestellungen für Komponenten auslösen. Dabei wird auch vermerkt, von wem und zu welchem Zweck bestellt wurde. Diese Information steht nun für alle bereit. Beim Schichtübergang lassen sich so zum Beispiel Doppelbestellungen vermeiden. Werden im Rahmen von Instandhaltungsmaßnahmen Komponenten entfernt – sowohl physisch als auch in der Software – hat das Einfluss auf die Zuordnung zwischen beiden Systemen. Auf administrativer Ebene wird also direkt sichtbar, was mit verbauten Komponenten auf operativer Ebene geschieht.
Aber nicht nur im laufenden Anlagenbetrieb ist die Schnittstelle hilfreich. Bei der Installation neuer Anlagen ist denkbar, dass nach Abschluss der Inbetriebnahme alle Daten, die in Versiondog dokumentiert wurden, gesammelt ans SAP-System übergeben werden. Nun stimmen die Realitäten beider Softwaresysteme miteinander überein. Auch der umgekehrte Weg, dass Komponenten in Versiondog automatisch aus SAP-Daten angelegt werden, ist denkbar.
Anbindung an beliebige ERP-Systeme
Die Schnittstelle SAP Connect ist in dieser Entwicklung der erste Schritt. Mittelfristig soll ein Automation Solution Center entstehen, mit dem sich beliebige ERP-Systeme über standardisierte Schnittstellen an Versiondog anbinden lassen (Bild 4). Das Tool wird dann die vorbeugende Instandhaltung noch umfangreicher unterstützen.
Pilotkunden können bereits die Lösung mit der SAP-Schnittstelle testen und über ihr Feedback die weitere Entwicklung der Lösung mitgestalten. Nützlich ist das für all diejenigen, die momentan noch zwischen administrativer und operativer Ebene Produktionsdaten manuell abgleichen müssen. Mit der neuen Lösung können Mitarbeiter auf Unternehmens- und Prozessleitebene jeweils mit ihren gewohnten Tools arbeiten und dennoch auf die Daten des anderen Systems zugreifen. Somit werden für alle die Vorteile aus beiden Welten nutzbar.